Die 22 Jahre alte Syrerin Haya Mohamed und die 16-jährige Schülerin Tina Kuntz sind die Preisträgerinnen der am Sonntag zu Ende gegangenen Kunstmeile in Annweiler. Bei der Finissage im städtischen Rathaus erhielt Mohamed den mit 1000 Euro aus Mitteln der Kulturstiftung der Stadt dotierten Kunstpreis und Kuntz den Preis der Jury mit 500 Euro. Es war die fünfzehnte jährlich wiederkehrende Kunstausstellung des Vereins Kunst und Kultur. Sie werde in der bisherigen Form nicht weitergeführt, kündigte Vereinsvorsitzende Christina Schramm an.

Die jeweils im Herbst über vier Wochen laufende Ausstellung von Gemälden, Grafiken, Skulpturen und Fotografien in Geschäften, Banken und öffentlichen Gebäuden der Innenstadt wertete Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber als die erneut große „Outdoor-Galerie“ Annweilers. Da in der Jahreszeit schon wegen der Kastanientage im Trifelsland ohnehin Hochkonjunktur herrsche, hätten die Kunstwerke die Blicke Tausender von Besuchern allein im Vorbeischlendern auf sich gezogen. Erneut hätten professionelle Künstler, vor allem aber Amateure, Einsteiger und sogenannte Hobbykünstler sich einem breiten Publikum präsentiert. Wollenweber betonte, gute Kunst müsse nicht zwangsläufig gefällig sein. Vielmehr spiegele sich in ihr die Kultur einer Gesellschaft wider, das Bild einer im Wandel begriffenen Welt. Wolfgang Grötsch, erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde, lobte die ganz eigene Atmosphäre, die durch die Kunstmeile geschaffen worden sei. An allen Ecken der Stadt sei man mit Kunst konfrontiert und von ihr zur Stellungnahme aufgefordert worden.

Vorsitzende Schramm äußerte sich zufrieden über die Resonanz in der Bevölkerung. Die Kunstmeile habe die Stadt belebt und die Geschäftswelt bereichert. Zudem habe der Verein mit einem anspruchsvollen Rahmenprogramm das Ereignis begleitet. Aber, ergänzte Schramm, nach 15 Jahren werde sich der Verein nun aus der Verantwortung für die Kunstmeile zurückziehen. Es sei Zeit, neue Ideen zu entwickeln. Der Verein erkläre sich auf jeden Fall bereit, Unterstützung zu leisten. Wollenweber entgegnete, er fände es bedauerlich, wenn der Kunstmeile Annweiler die Fortsetzung versagt bliebe. Aber auch er begrüße eine neue Konzeption und freue sich auf erfolgreiche Dialoge.

Die Preise überreichte Kultur-Staatssekretär Prof. Dr. Salvatore Barbaro. Zwei so junge, begabte Künstlerinnen auszeichnen zu dürfen, darauf sei er außerordentlich stolz, sagte er. Haya Mohamed und Tina Kuntz waren zum ersten Mal dabei und sind auf Anhieb die bisher jüngsten Preisträgerinnen der Kunstmeile. Mohamed stammt aus Aleppo, studierte dort nach dem Abitur ein Semester Kunst, musste aufgrund der Kriegsereignisse 2015 mit Eltern und Geschwistern fliehen und kam über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Seit einem Jahr lebt sie mit der Familie in Hauenstein und erregte in einer Ausstellung des örtlichen Künstlerkreises Aufsehen. Sie zeichnet mit Kohle und Bleistift in fotorealistischer Manier vorwiegend Porträts. Illustration und Design gehören zu ihren Berufszielen.

Tina Kuntz wohnt in Rinnthal und ist Schülerin am Evangelischen Trifels-Gymnasium. Dort besucht sie den Leistungskurs Bildende Kunst. Ihre Freizeit widmet sie der Malerei in Acryl, Öl und Pastellfarben.
Zwei junge Mitglieder der Kreismusikschule, Christopher Lorenz und Cedric Wegst, der eine Student, der andere Schüler am Alfred-Grosser-Gymnasium Bad Bergzabern, begleiteten die Feier auf der Trompete mit flotten Melodien im Bigband-Sound. ǀppo